Die Berechnungen zu einer möglichen Beitragsanpassung des Krankenkassenbeitrags haben erneut gezeigt, dass eine große Mehrheit der Slowenen weniger bekommt als den Durchschnittslohn. Mehr als ein Drittel der Menschen haben weniger als den Mindestlohn, während die reichsten 1000 Slowenen durchschnittlich 377.000 € brutto im Jahr verdienen.
Anstatt der ergänzenden Krankenversicherung, für die jeder Slowene rund 28€ bezahlt, möchte die Gesundheitsministerin eine neue Krankenkassenabgabe mit abgestuften Beträgen einführen. Im Monat soll die Abgabe zwischen 6 und 140€ betragen, je nach Einkommen. Im Gesundheitsministerium wird geschätzt, dass dadurch 70% der Slowenen weniger als jetzt bezahlen müssten. Die Grenze, ab der man weniger bzw. mehr als jetzt zahlen würde, liegt bei 1330€ brutto im Monat bzw. 200€ weniger als es der Durchschnittslohn ist.
Die Daten des Finanzministeriums zeigen auch, dass ein Drittel der Menschen in Slowenien ein geringeres Einkommen als 7000€ brutto im Jahr haben, was unterhalb des Mindestlohnes liegt. Dreiviertel der Einkommenssteuerpflichtigen bekommt im Jahr weniger als 16.300€, was ungefähr das Einkommen eines Durchschnittsverdieners wäre.
Die oberen 10% der Einwohner hat mehr als 25.000€ im Jahr zur Verfügung und die obersten 3% sogar mehr als 40.000€. Das eine Prozent mit dem höchsten Einkommen kommt auf über 60.000€ brutto im Jahr.
Der hohe Anteil an Einwohnern, die weniger als den Durchschnittslohn verdienen, ist keine slowenische Besonderheit. Es ist vielmehr ein statistisches Phänomen, wenn Menschen in Stufen eingeteilt werden, die nicht weniger als Null sein können, aber nach oben offen sind. Alle Daten zeigen, dass die Ungleichheit beim Einkommen in Slowenien gering ist. Am stärksten wuchs die Ungleichheit in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit, danach hat sich der Unterschied stabilisiert. Ein paar Jahre nach der Unabhängigkeit verabschiedete die Regierung ein Mindestlohngesetz, führte ein progressives Steuersystem ein und führte Verhandlungen zwischen Gewerkschaften, Arbeitgebern und der Regierung zu den wichtigsten Politikbereichen ein, wodurch es nicht zu riesigen Unterschieden beim Einkommen kam wie in anderen Staaten.
Ob die Einkommen ausreichend hoch sind, ist relativ, aber der Historiker Aleksander Lorenčič, der den Übergang der slowenischen Wirtschaft als Doktorarbeit zum Thema hatte, bestätigt eindeutig, dass die Einkommen im gesamten Zeitraum der Unabhängigkeit „jämmerlich“ sind. „Die Leute können damit überleben, weil sie im Vergleich zu anderen Ländern einen außergewöhnlich hohen Anteil an Eigenheimen haben und die meisten Slowenen außerdem ein Grundstück besitzen“, stellt er klar.
Slowenien erreicht beim Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 83% des EU Durchschnitts. Knapp vor Slowenien liegen Tschechien, Griechenland und die Slowakei. Dicht hinter Slowenien liegen Polen, Estland, Lettland und Ungarn.
Der Mindestlohn in Slowenien beträgt etwas mehr als 800€ brutto bzw. 615€ netto. Im Verhältnis zum Durchschnittslohn von etwas über 1000€, ist der Mindestlohn ziemlich hoch im Vergleich zu den meisten anderen Ländern Europas. Weil die Entwicklung der slowenischen Wirtschaft so ist, dass die Firmen um die niedrigsten Gehälter wetteifern, überrascht es nicht, dass Slowenien an erster Stelle in Europa bei der Anzahl an Arbeitnehmern liegt, die den Mindestlohn oder bis zu 5% über dem Mindestlohn verdienen.