Als in Ljubljana noch Straßenbahnen fuhren

Vermutlich mit einem Kloß im Hals beobachteten die Fiaker (Kutscher) in ihren langen Mänteln und Hüten 1901 die Arbeiter, die Tag für Tag auf den Straßen Ljubljanas klopften und gruben und dabei die Gleise verlegten für eine für sie unbeliebte Neuerung in der Stadt, die sie um ihr Einkommen bringen könnte. Als Anfang September erstmals die rot-weiße „Tramvaj“ (Straßenbahn, Trambahn) über die Tromostovje Brücke fuhr, reihte sich auch Ljubljana in die Liste der Hauptstädte mit einem modernen öffentlichen Personennahverkehr ein.

Obwohl seit der Einführung der Straßenbahn in der Hauptstadt Sloweniens 110 Jahre vergangen sind, lassen sich in der Stadt immer noch Spuren der mehr als 21 Kilometer langen Strecke der „Elektricna“ oder „Pocestnica“ finden, wie die Straßenbahn von den Hauptstädtern damals genannt wurde. Die Fahrzeughalle zur Straßenbahnreparatur aus dem Jahr 1901 steht noch immer in Ljubljana Vodmat und darin befindet sich heute eine Rettungsstation. Auf dem „Platz der Jungarbeiterbrigaden“ (Trg mladinskih delovnih brigad) wurden rot-weiße Straßenbahnwagone geparkt, worin sich nun Cafés befinden. Am Parkplatz in Ljubljana Žale trotzt immer noch ein Mast der Oberleitung dem Zahn der Zeit und es ließen sich weitere Spuren finden.

Die letzte Fahrt durch die Stadt fand 1958 statt, dennoch lassen sich unter den älteren Einwohnern noch Fahrer und Mitfahrer der Straßenbahn finden. Unter ihnen auch eine weibliche Angestellte, die als Schaffnerin arbeitete und einige Zeit auch als Fahrerin.

Sie berichtet von schweren Zeiten und wie sie 12 Stunden am Tag arbeiteten, an Samstagen wie auch Sonntagen. Im Winter haben sie gefroren, denn anfangs hatten die Straßenbahnen keine Scheiben. Am Abend, als die Cafés schlossen, musste sie die angetrunkenen Fahrgäste geradezu bitten eine Fahrkarte zu kaufen und manche schliefen auch ein während der Fahrt. Dennoch hat sie gerne in der Straßenbahn gearbeitet, weil sie gerne unter den Menschen war. Sie war eine der ersten Frauen, die die Straßenbahn fahren durfte, was den Männern nicht so recht war. Für sie war es sehr anstrengend, was insbesondere für das Verstellen der Weichen galt.

Die Straßenbahnen waren ohne Tachometer und die Fahrer fuhren nach Gefühl. Die zugelassene Höchstgeschwindigkeit betrug 30 km/h, doch aus Angst vor Entgleisungen wurde kaum schneller als die Hälfte gefahren.

Aus dieser Zeit ist eine wahre Begebenheit bekannt, in der es zu einem Unfall zwischen einem LKW und einer Straßenbahn kam. Der serbische LKW Fahrer, der den Unfall verursachte, wollte sich mit allen Mitteln reinwaschen. Der Polizist soll laut gelacht haben, als der Fahrer anfing zu erklären, dass es zu dem Unfall gar nicht gekommen wäre, wenn die Straßenbahn etwas nach links ausgewichen wäre.

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