Chronologie des Befreiungskampfes

Donnerstag, 27. Juni 1991

Vor dem Morgengrauen des Tages nach der Ausrufung der Unabhängigkeit Sloweniens begann die Jugoslawische Volksarmee (JLA) den bewaffneten Kampf gegen Slowenien. Aus Kroatien drang die Kolonne gepanzerter Fahrzeuge gegen Novo mesto und Ljubljana vor. Aus Vrhnika machten sich in 2 Kolonnen die Panzer in Richtung Flughafen Brnik auf. An die Grenzübergänge zu Österreich fuhren die Panzer und gepanzerten Fahrzeuge aus Maribor los, während eine Panzerkolonne aus Varaždin in Ormož die Durchfahrt erzwingen wollte.

Die Kommandierenden bekamen den Befehl, bei einem möglichen slowenischen Widerstand alle Kampfmittel einzusetzen, was sie auch taten. An den Grenzübergängen waren Bundespolizisten eingesetzt. Ersichtlich wurde, dass die Panzer nichts mehr aufhält. Die Offiziere traten entschieden und selbstbewusst auf, doch Slowenien gab nicht klein bei, wie sie es in Belgrad erwartet hatten.

Die Führung Sloweniens kam zu einer Sitzung zusammen und als oberster Befehlshaber der slowenischen Verteidigungskräfte entschieden sie, dass Slowenien den Angriff der Jugoslawischen Volksarmee (JLA) mit einem bewaffneten Kampf beantworten werde. Der Präsident Milan Kučan sagte nach der Sitzung in einer öffentlichen Ansprache: „Die Führung kam zu der Einschätzung, dass die Bewegungen der Jugoslawischen Volksarmee gewalttätig und skrupellos sind und ein Angriff auf ein unabhängiges und souveränes Slowenien sind sowie der Versuch einer dauerhaften Besetzung bedeuten. Die Führung Sloweniens wies die Territorialverteidigung Sloweniens an, dass, wenn es notwendig ist, auch mit Waffengewalt Objekte und die Kommunikation zu schützen sind, die von wesentlicher Bedeutung für das Leben der Menschen in Slowenien und für die Sicherstellung der Souveränität sind“. Die Führung der Republik Slowenien rief alle Slowenen in der Jugoslawischen Volksarmee (JLA) dazu auf die Mitarbeit beim Angriff auf die eigene Nation zu verweigern.

Eine Kolonne der Jugoslawischen Volksarmee durchquert Metlika um 1:15 Uhr. Entschieden wurde, dass bei Novo mesto eine Blockade errichtet wird. Um 3 Uhr verlangte der Befehlshaber der Einheit der JLA Major Boško Prodanović die Entfernung der Blockade und schoss dabei mit einem automatischen Gewehr. Ein Angehöriger der Territorialverteidigung (TO) beantwortete die Schüsse und verletzte einen Offizier der Kolonne. Das waren die ersten Schüsse.

An den Grenzübergang in Rožna Dolina, zwischen Nova Gorica auf der slowenischen Seite und Gorica auf der italienischen Seite, wurden 115 JLA Kämpfer abgeordnet. Sie waren gut bewaffnet und verfügten über 5 Panzer. Trotz des ungünstigen Verhältnisses für die TO griffen die Territorialverteidiger und die Polizisten an. Die Kämpfer der JLA erkannten schnell, dass sie sich in einer ausweglosen Lage befinden, weswegen sie sich ergaben. Die Befreiung des Grenzüberganges in Rožna Dolina nahm entscheidenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der Ereignisse in Primorska.

Die Soldaten der JLA griffen den Grenzübergang, der von Polizisten gesichert wurde, bereits am 27. Juni abends an, jedoch ohne Erfolg. Das entscheidende Gefecht um Holmec begann am 28. Juni um kurz nach 5 Uhr und endete um 10:50 Uhr. Der Sieg in Holmec war eine Zusammenarbeit der Polizei und der Angehörigen der Territorialverteidigung.

In Trzin begann der Kampf am ersten Kriegstag gegen Abend zwischen der 55. ObmŠTO Domžale, der Polizeistation Domžale und einer Polizeispezialeinheit auf der einen Seite und einem Teil der gepanzerten Kolonne der JLA auf der anderen Seite, die auf dem Weg zum Flughafen Ljubljana (Brnik) war.

Freitag, 28. Juni 1991

Die bewaffneten slowenischen Kräfte verstärken die Blockaden, während neue Einheiten mobilisiert wurden, die zur Sicherheit der Grenzübergänge aufgestellt wurden. Alle Koordinierungsgruppen bekamen den Befehl: „An allen Punkten, wo die bewaffneten Kräfte im taktischen Vorteil sind, Offensivaktionen gegen die Einheiten der Besatzer und deren Objekte auszuführen. Den Gegner innerhalb kürzester Frist zur Übergabe aufzufordern und Aktionen mit allen verfügbaren Waffen auszuführen. Bei diesen Aktionen ist für die Evakuierung und Sicherheit der Zivilisten Sorge zu tragen“. Der Präsident Sloweniens Milan Kucan und der Stellvertreter des Bundesverteidigungsministeriums Admiral Stane Brovet verständigten sich am Telefon, dass um 21 Uhr alle Kampfhandlungen eingestellt werden. Dem Waffenstillstand wurde jedoch nicht entsprochen und schon am nächsten Tag provozierte die JLA viele Kampfhandlungen.

2 Slowenen gelingt es, einen Hubschrauber des Typs Garzelle aus der Kaserne in Maribor zur TO zu überführen und aus den Resten der Panzereinheit der JLA geht in Solkan die erste Panzerkompanie der TO hervor, die sogenannte TONI-55.

Samstag, 29. Juni 1991

In der Nacht von Freitag auf Samstag kommen Vertreter Sloweniens in Zagreb mit 3 Vertretern der Europäischen Union und dem Vorsitzenden des Bundesexekutivrates zusammen. Verabschiedet wurde eine Vereinbarung über die Beendigung der Kampfhandlungen, zu dessen Umsetzung es jedoch nicht kam. Themen der Vereinbarung waren ein Waffenstillstand und der Rückzug der JLA in die Kasernen, die Verschiebung der Deklaration der slowenischen Unabhängigkeit um 3 Monate sowie die Wahl des kroatischen Vertreters Stipe Mesic zum Vorsitzenden des SFRJ Staatsrates. Die Antwort auf die Frage bezüglich der Aufschiebung der Umsetzung der slowenischen Unabhängigkeit war eindeutig – das ist keine Rücknahme. Klar war, wir können und werden die Unabhängigkeit nicht zurückziehen.

Sonntag, 30. Juni 1991

Trotz des dreitägigen Kampfes, den Barrikaden auf den Straßen und der geschlossenen Grenzen war erst der letzte Junisonntag der Tag, an dem sich die Slowenen der Tatsache stellten, dass sie im Krieg waren. Um 9 Uhr heulten in ganz Slowenien die Sirenen, die den Luftangriff ankündigten. Mehrheitlich zogen sich die Menschen in die Luftschutzräume zurück. Nach einer guten Stunde wurde die Gefahr des Angriffs zurückgezogen. Die Unterbrechung der Kampfhandlungen wurde zwar von keiner Seite widerrufen, jedoch kam es zu unendlich vielen Verletzungen des Waffenstillstandes. Immer mehr Freiwillige schlossen sich der Territorialverteidigung an und immer mehr Soldaten der JLA liefen über. In verschiedenen Teilen Jugoslawiens bereiteten sich neue Kräfte für einen Angriff auf Slowenien vor.

Dienstag, 2. Juli 1991

Nach Ljubljana sollte der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher kommen, jedoch war der gesamte jugoslawische Luftraum gesperrt. Währenddessen kamen aus Belgrad Drohungen mit Panzerkolonnen, die sich in Richtung slowenischer Hauptstadt aufgemacht haben sollten, weshalb das Treffen im österreichischen Villach stattfand. Der Präsident Kučan erklärte dem Minister Genscher, dass die Deklaration der Unabhängigkeit nur zurückgezogen werden kann, wenn das vom slowenischen Volk entschieden wird. In Slowenien verschlechtert sich währenddessen die Lage. Die JLA bombardierte wichtige Fernseh- und Radiostationen.

Mittwoch, 3. Juli 1991

Ein Waffenstillstand wurde erreicht, jedoch nahmen ihn die jugoslawischen Generäle nicht ernst. So wurden aus Kroatien 2 Kolonnen in Richtung Slowenien geschickt. Aus Belgrad machte sich eine gepanzerte Division der Nationalgarde in Richtung Slowenien auf, die wegen vieler Defekte an den Fahrzeugen, die am Straßenrand liegen blieben, den Marsch in Richtung Slowenien abbrach. Aus Rom kam die Mitteilung, dass mehrere Dutzend Panzer an die Grenze zu Slowenien beordert wurden.

Donnerstag, 4. Juli 1991

In Absprache zwischen der slowenischen und der jugoslawischen Delegation bemühte sich die slowenische Seite in Zagreb, die Einstellung der Feindseligkeiten zu erreichen sowie die Gefangenenfrage und das Vorgehen an den Grenzübergängen zu lösen. Nach langen Verhandlungen vereinbarten sie die Beachtung der Waffenruhe und die Gegenseitige Information möglicher Zwischenfälle. In Ljubljana trifft eine Gruppe von Beobachtern der EU ein. Nach Ljubljana kommen die Eltern von Wehrpflichtigen, die ihren Dienst in der JLA in Slowenien ableisten, um ihre Söhne zu besuchen. Der Rückzug der JLA in die Kasernen dauert den ganzen Tag. Sie hinterlassen ein Trümmerfeld. Die Grenzübergänge sind vernichtet, viele Straßen sind beschädigt durch die Ketten der Panzer und Häuser sind zerstört.

Freitag, 5. Juli 1991

Kriegsgefangene sind charakteristisch für einen Krieg, bei dem es zu direktem Kontakt der kriegsführenden Parteien kommt. Im Kampf um Slowenien gab es bezüglich der Kriegsgefangenen zu Beginn einige ungelöste Fragen, da nicht mit so vielen Gefangenen gerechnet wurde. Vermutlich war das Slowenische Rote Kreuz noch am besten vorbereitet. Die Kämpfe endeten, doch der Waffenstillstand war brüchig. Die JLA war nicht bereit, den Waffenstillstand offiziell zu verkünden und dennoch kam es zu einigen Erleichterungen durch den Waffenstillstand. Gleichzeitig war die Zeit der Politik und der Diplomatie gekommen. In Prag endet eine außerordentliche Sitzung der KSZE, die beschloss, dass Fachleute nach Jugoslawien geschickt werden, die bei den Friedensverhandlungen zur Bewältigung der Krise unterstützen. Der Vorsitzende des JLA Generalstabes Blagoje Adžić hielt in Belgrad eine sehr entschlossene Rede zu 150 ranghohen Offizieren der JLA. Er sagte: „Die JLA ist im Krieg, den die Sezessionisten in Slowenien und Kroatien erzwangen. Die Umstände sind sehr dramatisch und schwerer als sie es 1941 waren….“. Der Generalstabsvorsitzende der JLA beschuldigte den Bundesexekutivrat, dass er mit dem Westen und den USA heimlich die Zerschlagung Jugoslawiens abgesprochen hat und teilte mit, dass die mobilisierten Einheiten in Serbien hoch motiviert und auf alles vorbereitet seien.

Samstag, 6. Juli 1991

Die Nacht war ruhig. Die JLA war zumeist in den Kasernen, allerdings verschanzt und in Stellung. Immer noch treffen Eltern von Soldaten aus anderen Republiken in Slowenien ein. In der JLA waren ungefähr 3000 slowenische Jungs und ihre Lage dort war besorgniserregend. Vormittags war in Ljubljana eine erweiterte Sitzung des Rates der Republik Sloweniens, an der auch Mitglieder des Bundesrates teilnahmen. Das waren jedoch keine Verhandlungen, sondern viel mehr eindeutige Ultimaten des Rates der Bundesrepublik Jugoslawien (SFRJ). Am Abend desselben Tages tritt der jugoslawische Verteidigungsminister vor die Kameras. In einer emotionalen Rede reiht er schlimme Anschuldigungen und Vorwürfe gegen Slowenien auf, stellt jedoch eindeutig klar, dass der Konflikt nur mit politischen Mitteln gelöst werden kann. Trotzdem war er deutlich ruhiger als der Generalstabsvorsitzende am Tag zuvor.

Quelle: Zveza veteranov vojne za Slovenijo (ZVVS)

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