Bericht zur Wirtschaft in Slowenien 2010

Die wichtigsten Wirtschaftsdaten und Fakten – Wirtschaftsbericht Slowenien 2010

Allgemeine Wirtschaftslage

In 2009 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 8,1 % eingebrochen. Dieser absolute Negativrekord konnte gebremst werden, für 2010 konnte ein kleines Wachstum von 1,2 % ermittelt werden, welches in erster Linie aus dem Export erzielt wurde. Gleichwohl liegt Slowenien damit hinter den Ländern der Euro-Zone (1,7%) und der Gesamt-EU (1,8%).

Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung

Das Haushaltsdefizit erfüllte die Maastricht-Kriterien nicht und betrug in 2010 5,6% des BIP. Für 2011 werden 5,5 % prognostiziert und es ist angestrebt, dieses bis 2013 auf 1,4 % zu reduzieren. Die Staatsverschuldung ist im EU-Vergleich mit 38 % des BIP erstaunlich niedrig: in der Euro-Zone beträgt diese durchschnittlich 84,1 %, EU-weit 79,1 %. Allerdings wird für 2011 mit einem Anstieg auf 43,1 % gerechnet.

Arbeitslosigkeit

Düsterer sieht es im Bereich der Arbeitslosigkeit aus. Diese war bis Dezember 2010 auf 7,3 % angestiegen und eine kurzfristige Entspannung ist nicht in Sicht. Ohne einschneidende Reformen wird hier auch keine Verbesserung zu erwarten sein. Die Ende 2009 verabschiedeten Maßnahmen zu Arbeit, Rente und Gesundheit zeigten keine Erfolge. Das endlose Gezerre zwischen Politik und Gewerkschaften zur beschlossenen Rentereform führt zu keinem Ergebnis und jede geplante Veränderung im Bereich der Lockerung des überdurchschnittlichen Kündigungsschutzes sorgt sofort für massive Proteste der Gewerkschaften. Ebenfalls zum Stillstand kam der dringend notwendige Privatisierungsprozeß staatlicher Beteiligungen.

Investitionsklima

Auch um das Investitionsklima in Slowenien ist es nicht zum Besten bestellt. Das „Wall Street Journal“ sieht dort Slowenien nur auf dem 66. Rang.

Wettbewerbsfähigkeit

Die Wettbewerbsfähigkeit ging laut einer Studie des WEF weiter zurück; man fiel von Rang 37 auf 43 ab. Hauptgründe laut WEF sind die restriktiven Kündigungsschutzregelungen, eine ineffiziente Bürokratie sowie ein schwieriger Zugang zu Kreditmitteln. In diesen Bereichen haben de facto keine Verschlechterungen stattgefunden, jedoch haben andere Länder entsprechend reformiert und Slowenien im Ranking überholt.

Bildung

Positiv zeigt sich Slowenien in den Bereichen Bildung, Infrastruktur und kleinökonomische Strukturen, die sich recht stabil zeigen.

Es zeigt sich ferner eine Entwicklung weg vom Produktions- hin zum Dienstleistungsstandort. Der Anteil der Industrie am BIP beträgt nur noch 20,3 % wohingegen der Bereich Dienstleistung bereits einen Anteil von 58,1 % erreicht.

Inflation

Stark zu schaffen machte der slowenischen Bevölkerung die enorm hohe Inflation in 2008, die sage und schreibe 5,7 % betrug. Diese Teuerungsrate ging in 2009 und 2010 gottlob stark zurück und betrug noch 0,85 % bzw. 1,5 %. Für 2011 erwarten die Experten eine Inflation einen Anstieg auf 2,3 %.

Innovation

Zu klein ist der Anteil von Hochtechnologie und Innovation – während in Taiwan auf 1 Mio Einwohner 287 neue Erfindungen kommen und in Frankreich beispielsweise 50, liegt diese Quote in Slowenien bei mageren 11. Diese Schwäche führt zu einer geringen Wertschöpfung und genau in diesem Bereich muss Slowenien Anstrengungen unternehmen, um von einer niedrigen bis allerhöchstens mittleren Wertschöpfung in den Bereich der mittleren bis guten Wertschöpfung zu gelangen. Dies erfordert gezielte Investitionen in den Bereichen Bildung und Forschung.

 

Import und Export

71,5 % der Exporte gingen und gehen in die EU, davon rund 20 % nach Deutschland, 12 % nach Italien, je 8 % nach Frankreich und Österreich und ca. 6 % nach Kroatien. Wichtigste Exportgüter sind Autos und Autoteile, pharmazeutische Produkte, Holz und Möbel sowie Maschinen und Elektrotechnik. Die slowenische Wirtschaft ist stark von der Aussenwirtschaft abhängig und erlebte in 2009 einen dramatischen Einbruch. So fielen während der Wirtschaftskrise einige Traditionsunternehmen dieser zum Opfer, weil die Aufträge aus den Exportländern plötzlich ausblieben.

Beim Import dominieren ebenfalls die EU-Länder. Allein aus Deutschland (18,5%), Italien (17,1 %) und Österreich (12,2%) kommt mehr als die Hälfte der EU-Importe.

Investitionen

Ausländische Direktinvestitionen kommen knapp zur Hälfte aus Österreich. Dann folgen mit weitem Abstand Frankreich, Italien und Deutschland mit rund 5 %. Slowenische Investitionen erfolgen in erster Linie in den früheren Teilrepubliken; in Kroatien Serbien und Montenegro.

Obwohl Slowenien gute Investitionsmöglichkeiten bietet, zum Beispiel in den Bereichen Energie, Transport oder auch Abfallentsorgung, halten sich ausländische Investoren zurück. Dieses hängt mit dem nicht mit der notwendigen Dynamik vorangetriebenen Privatisierungsprozeß zusammen. Viele fordern daher zu Recht, den staatlichen Einfluss auf die Wirtschaft zu reduzieren, der insbesondere im Banken- und Versicherungsbereich noch überdurchschnittlich groß ist. Aber auch andere Unternehmen sehen sich immer noch mit einem zu starken staatlichen Einfluss konfrontiert. So befindet sich beispielsweise die Skifirma ELAN zu 84 % in staatlicher Hand. Das ist mehr Staat als nötig und sinnvoll.

Infrastruktur

Die Infrakstruktur wurde insbesondere im Bereich der Autobahnen gut ausgebaut und das Autobahnnetz konnte umfassend fertig gestellt werden. Aktuell wird daher Priorität auf einen Ausbau des Schienennetzes gelegt, welches nicht zeitgemäßt ist. Vom ursprünglich geplanten Ausbau konnten erst 30 % realisiert werden.

Energie

Slowenien produziert 52 % der benötigten Energie selbst. Zum einen durch das inzwischen umstrittene AKW Krsko und durch Kohle- und Wasserkraft. Es ist der Ausbau der Kernkraftwerkes um einen weiteren Block geplant – trotz der aktuellen Atomkraftdisussion, die allerdings in Slowenien kein Thema ist.  Desweiteren ist die Vergrößerung des Kohlekraftwerkes in Sostanj angedacht sowie der Anschluss an die Gaspipline „South Stream“. Es wird zwar auch in erneuerbare Energien investiert, aber weit weniger als in anderen Ländern.

 

Quelle: Schweizer Eidgenossenschaft – Département fédéral des affaires étrangères DFAE

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